Lehrer – Burnout exemplarisch

Lehrer und Lehrerinnen, Supervision, Coaching, Burn-outBeispielsweise Lehrer und Lehrerinnen sind vielen Belastungssituationen ausgesetzt:
Der Umgang mit den eigenen Ressourcen, z.B. die Förderung eignener personaler Kompetenzen und der Aufbau sozialer Unterstützungssysteme, bildet Ansätze der empirischen Studie der DGSv (2013) zur Lehrergesundheit. Die Ermöglichung von Selbstverantwortung und die institutionelle Anerkennung und Honorierung sind weitere Aspekte.

Der »Aktionsrat Bildung« stellte am 08.04.2014 ein Gutachten vor: Bis zu 30 Prozent der Beschäftigten im Bildungssystem leiden an Symptomen wie Burnout oder psychischen Belastungen.

Lehrer und Lehrerinnen

LehrerDie vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.) ist die Herausgeberin der Studie vom April 2014 mit dem vollständigen Titel „Psychische Belastungen und Burnout beim Bildungspersonal. Empfehlungen zur Kompetenz- und Organisationsentwicklung“
(s.u.. Tipp-Klick). Die Ergebnisse für Lehrer und Lehrerinnen sind auch bedeutsam für andere Berufsgruppen.

Burn-Out nicht nur für Lehrer

Die einzelnen Symptomzusammenstellungen von Burn-out sind verschieden. Weder arbeitswissenschaftlich wie klinisch ist eindeutig geklärt, welche Symptome eigentlich konstitutiv für die Zuweisung einer Burnout-Diagnose sind. Es liegt zum gegenwärtigen Zeitpunkt ganz im persönlichen Ermessen von Ärzten oder Psychotherapeuten, Burnout zu diagnostizieren und Therapien einzuleiten – oder eben auch nicht.

Maslach/Schaufeli/Leiter (2001) identifizierten allgemein fünf gemeinsame Elemente unterschiedlicher Symptom-Zusammenstellungen von Burn-out:

  • das Überwiegen von Erschöpfungssymptomen,
  • verschiedene körperliche Symptome,
  • das Auftreten bei Personen ohne vorherige Psychopathologie,
  • Leistungsminderung,
  • ein Bezug zum Arbeitsprozess.

Schaufeli/Enzmann (1998) differenzieren Symptome von Burnout und somit ein Sichtbarwerden in eine individuelle, eine interpersonelle und eine institutionelle Ebene. Die Differenzierung kann für Unternehmen und Organisationen eine achtsame Personalführung und Arbeitgeberfürsorge stützen.

1. Individuelle Ebene:

1.1 Affektiv: Depressive Verstimmung; emotionale Erschöpfung; Ängste; wechselnde Stimmungen;

1.2 Kognitiv: Hilflosigkeit; Angst, verrückt zu werden; Sinnverlust; suizidale Gedanken; vermindertes Selbstwertgefühl; Gefühl, unfähig zu sein; Schuldgefühle; Rigidität; Entscheidungsunfähigkeit; Einsamkeit; niedrige Frustrationstoleranz;

1.3 Physiologisch: Kopfschmerzen; Übelkeit; Muskelschmerzen; Unruhe; verminderter Appetit; Schlaflosigkeit;

1.4 Verhalten: Erhöhtes Aktivitätslevel; Impulsivitat; Arbeitsaufschiebeverhalten; erhöhter Konsum von Koffein, Zigaretten, Alkohol; erhöhtes Risikoverhalten;

1.5 Motivierend (motivational): Verlust an Idealismus und Begeisterung; Resignation; Desillusionierung; Enttäuschung; Demoralisierung;

2. Interpersonelle Ebene

2.1 Affektiv: Verminderte emotionale Empathie gegenüber anderen; erhöhtes Gefühl von Ärger; Übersensibilität;

2.2 Kognitiv: Zynische und dehumanisierende Empfindungen gegenüber anderen; Stereotypisierung der Empfänger; Paranoia;

2.3 Physiologisch: keine Angabe

2.4 Verhalten: Eifersucht; soziale Isolation und Rückzug; Aggressivität gegenüber den Empfängern; persönliche Konflikte, innere Distanzierung;

2.5 Motivierend (motivational): Verlust an Interesse; Überengagement; Entmutigung;

3. Institutionelle Ebene

3.1 Affektiv: Arbeitsunzufriedenheit;

3.2 Kognitiv: Zynismus gegenüber der Arbeitsrolle; Misstrauen gegenüber Peers und Vorgesetzten; Gefühl, nicht gewürdigt zu werden;

3.3 Physiologisch: keine Angabe

3.4 Verhalten: Reduzierte Leistungsfähigkeit; unentschuldigtes Fernbleiben, Aussteigen wollen, erhöhte Anzahl an Krankentagen;

3.5 Motivierend (motivational): Verlust von Arbeitsmotivation und -initiative; Widerstand, zur Arbeit zu gehen; geringe Arbeitsmoral;

 

Supervision und Coaching: ein Beitrag für betriebliche Gesundheitssysteme

Burn-out verursacht nicht nur sehr individuelles Leiden, sondern kostet bei den einzelnen Menschen, dem jeweiligen Unternehmen und unserer Gesellschaft nachhaltig Ressourcen. Ein nachhaltiges Wirtschaften richtet den Blick vorsorglich auf mögliche Risiken und handelt rechtzeitig. Supervision ist eine Möglichkeit für den einzelnen, personelle Kompetenzen zu reflektieren und auszubauen sowie soziale Unterstützungssysteme zu aktivieren.Für Unternehmen und Organisationen sind Supervision und Coaching Möglichkeiten der achtsamen Personalentwicklung (PE). In der Einbindung in eine Organisationsentwicklung (OE) akzentuiert sie die Struktur und Kultur von Organisationen und Unternehmen in professioneller Außensicht. Supervision und Coaching leisten einen Beitrag zur Gesundheit in Betrieben. Betriebliche Gesundheitssysteme und -instrumente bestimmen den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen bisher noch in verkannter Dimension.

Für Lehrer und Lehrerinnen kann nur eine Doppelstrategie greifen: die Eigenfürsorge und die Schulentwicklung. Wenn Schulentwicklung zu deutsch durchdekliniert wird, ist sie möglicherweise selbst eine Quelle zur Induzierung von Burn-out-Phänomen für Lehrer. Gerade im Schulbetrieb mit all den Reformversuchen „dieser unmöglichen Institution zwischen Bildungs- und Erziehungsanspruch“ ist die Sehnsucht groß, dass sich mit Ruhe etwas Vernünftiges gemeinsam entwickeln lässt.

Tipp-Klick:

Studie der DGSv: Was Lehrer und Lehrerinnen gesund hält (2013)

Studie der vbw: Psychische Belastungen und Burnout beim Bildungspersonal (2014)

Supervision für Lehrer innerhalb des Ministeriums für Schule und Weiterbildung