Versöhnen

Versöhnen passt zu Weihnachten. Versöhnung ist noch nicht mit Vertrauen gleichzusetzen. Dieser Artikel zeigt mehrere hilfreiche Tipps zur Versöhnung. Auch wenn die Beispiele sich auf das Berufsleben beziehen, entsteht ein Mehrwert für den Alltag.

Versöhnen Supervision

Klassiker sind Bilder, die mit Vergebung zu tun haben, wie die Geschichte vom Vater und vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11– 32). Versöhnen kommt vom mittelhochdeutschen Wort  versuenen. Damit sind der Wortstamm von Sühne und alle Assoziationen von Schuld in uns präsent. Als Institutionen, die das Thema Versöhnen im Markenkern hat, fallen uns die Kirchen ein. Das macht die praktischen Schritte zur Versöhnung nicht unbedingt einfacher. Zumindest nicht für die Menschen, die in diesem Umfeld keine guten Erfahrungen gemacht haben. Andere haben vielleicht hilfreiche Erfahrungen dazu in ihrer Biographie.

Versöhnen – ein Akt der Gnade oder der Unterwerfung oder der Macht?

Wer muss eigentlich wem was verzeihen, wenn zwei um Versöhnung ringen? Manchmal ist das Ringen wie ein Tanz, in dem die Scham über Mißlungenes mittanzt. Sie verhindert je nach Größe, Breite und Gewicht, dass Zwei sich gegenseitig wahrnehmen können. Von Berühren oder Berührt- sein rede ich noch gar nicht. In der Konflikt-Klärung geht es Menschen wie mir erst einmal um das gegenseitige Wahrnehmen. Also um das und die Punkte konkret, um die es geht!

„Wenn ich auf den anderen zugehe, dann liefere ich mich ihm aus!“ „Ich will nicht auf Gedeih und Verderb dann von ihm abhängig sein.“ „Ich weiß genau, wie er sich verhält. Diese Machtspielchen kann ich mir sparen.“ – Alles Aussagen von Klienten, die noch vor den Schritten waren, die sie später erfolgreich meisterten. Und die Vorbehalte haben Sinn. Sie leichtfertig mit Worten abzutun, hindert daran, den Konflikt nieder legen zu können.

Versöhnen – Muss jemand Einknicken?

Wenn Einknicken so etwas ist wie „in die Knie gehen!“, dann nicht. Es sei denn, Sie wollen es unbedingt und lassen sich nicht davon abhalten. Eine Bewegung braucht es dennoch. Vielleicht erst auf das, um das es geht. Und dann um das, was es mit uns macht.

Veröhnung

Auch wenn es in Konflikten eine respektierte Distanz braucht, erfordert Versöhnung auch die Nähe. Der Handschlag ist wie ein bekräftigendes Körpersiegel. „Hand drauf!“, ein in Vor-Corona-Tradition oft gehörter Ausruf. „Hand drauf“ ist ein Zeichen von zwei Menschen, die Vertragspartner:innen sind. In der Sache haben beide ihre Verpflichtungen aus der Absprache einzuhalten. Doch vorher heißt es ja zu schauen, um was es eigentlich geht.

Konflikte – manchmal kalt erwischt und oft eiskalt eingekellert

Bei manchen Konflikten wissen die Beteiligten nicht mehr, um was es eigentlich damals ging. Der Konflikt war auf Eis gelegt. Die darum aufgebauten Rituale sind wie ein Gegenwart-Tanz, dessen Melodie darauf hinweist, dass da mal was war. Möglicherweise sind sich die Beteiligten sehr uneins in der Beantwortung der Frage, was es denn eigentlich wann und wie ausgelöst hat.

Eine kluge Frage von einem Kollegen, der mit dieser Frage ein Angebot der Versöhnung auf Augenhöhe machte, hat mich beeindruckt. „Können Konflikte emotional verjähren?“ Die Antwort scheint „ja“ zu sein, wenn Menschen diese Entscheidung treffen. Der alte mühsame Tanz kann mit neuer Melodie ein sehr bewegendes und berührendes Tänzchen einleiten. Wenn die Gegenwart wichtiger ist als die Vergangenheit, ist vieles möglich.

Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt – oder Folgendes

Nehmen Sie einmal an, wie es sich anfühlte, dass Sie dem anderen zwar noch nicht bedingungslos vertrauen, aber nicht bereit sind, dem vorangegangenen Konflikt so viel Macht einzuräumen, dass er Sie knebelt, feresselt und abhält von dem, was Sie eigentlich wollen. Mit Konflikt meine ich auch, was in der Situation allen Beteiligten nicht zur Zufriedenheit gelungen ist. Wenn Sie also merken, dass auch andere Erfahrungen teilweise mit dem jeweils anderen zu machen sind („Oh – heute hat er mich gegrüßt!“), dann fragen Sie sich auch, ob Sie am Konflikt-Ritual festhalten wollen. Möglicherweise überraschen Sie Ihren Tanzpartner mit Aussagen wie: „Du hast teilweise recht.“ „Es beschäftigt mich innerlich. Ich habe auch eine andere Idee im Kopf, wie wir besser zusammenarbeiten.“ “ Willst Du Sie hören – jetzt oder später?“.

Das Gegenteil von

Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass. Denn Hass bindet und knebelt sehr unangenehm nah und emotional. Das Gegenteil von Liebe ist Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Traurigkeit über das Arbeitsverhältnis, wie es ist, ist Freude. (Freude ist hier mehr als nur die Abwesenheit von Frust!) Zur Freude braucht es Nähe, Bewegung und Sprache. Manchmal auch einen Dolmetscher und Vermittler im Konflikt. Gerne berate ich Sie zu weiteren konkreten Tipps zur Versöhnungsarbeit. Und dabei geht es immer um Menschen in ihren konkreten Situationen. Wir wissen nicht, wieso die beiden unten auf dem Foto lachen. Vielleicht nur für das Foto oder weil jemand Drittes es wollte. Vertrauen Sie also nicht zu schnell, sondern in Ihrem Tempo und in Angemessenheit. Und nur, wenn Vertrauen gewachsen ist. Wenn Sie sich innerlich freuen, dann merken Sie es schon. darauf können Sie wahrscheinlich getrost vertrauen.

Und Apropos: Versöhnen ist nicht mit Vertrauen gleichzusetzen. Sie können sich versöhnen mit jemandem, ohne dabei dem anderen einen Blankoscheck über Vertrauen auszugeben. Haben Sie also den Mut für korrigierende Erfahrungen. Vertrauen kann wachsen, wenn Versöhnung gelungen ist.

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